Chronik

Eine kleine Übersicht aus der Geschichte des Fußballs in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Ein DDR Fußball Chronik von 1948 bis 1990.

4.7.1948Ermittlung des ersten Ostzonen-Meisters. Die SG Planitz besiegt die SG Freiimfelde Halle mit 1:0.
28.8.1948 Die BSG Waggonbau Dessau wird in Halle nach einem 1:0 gegen die BSG Gera-Süd erster Pokalsieger.
9.10.1949 Der erste internationale Sportwettkampf auf dem Boden der DDR: Eine ungarische Gewerkschaftsauswahl spielt in Berlin gegen eine Auswahlmannschaft Sachsens und gewinnt mit 2:1.
Frühjahr 1950 Die SG Dresden­-Friedrichstadt verlässt mit einem Großteil ihrer Spieler, unter ihnen der spätere Bundestrainer Helmut Schön, die DDR.
16.4.1950 Die ZSG Horch Zwickau wird erster DDR-Meister.
3.7.1950 Die Zentrale Sparte Fußball im Deutschen Sportausschuss, der am 1. Oktober 1946 gegründet wurde, konstituiert sich in Berlin. An ihre Stelle tritt im Dezember 1950 die Sektion Fußball.
August 1951 Vizemeister Erfurt verliert durch „Republikflucht“ seine Stützen Herz, Wozniakowski und Senftieben an Eintracht Braunschweig. Ihnen folgen immer mehr Spieler, später als erste Auswahlakteure Assmy, Fritzsche (beide ASK Vorwärts Berlin) und Jahn (Erfurt).
24.7.1952 In Helsinki wird die Sektion Fußball der DDR ordentliches Mitglied des Internationalen Fußball-Verbandes (FIFA) nachdem bereits am 6. Oktober 1951 die provisorische Auf nehme erfolgt war.
21.9.1952 Erstes offizielles Länderspiel: Die DDR-Auswahl verliert in Warschau gegen Polen 0:3.
Oktober 1954Als Zentren des Leistungssports werden in der DDR die ersten Sportclubs (SC) gebildet.
19.5.1957 Das erste WM-Qualifikationsspiel der DDR versetzt 100 000 Zuschauer im Leipziger Zentralstadion in Siegesjubel. Gegen Wales, unter anderem mit dem be­rühmten John Charles, schießen „Wibbel“ Wirth und Willy Tröger die Tore zum 2:1-Sieg.
17.5.1958 Gründung des Deutschen Fußball-Verbandes (DFV) der DDR aus der „Sektion Fußball“ des Deutschen Sportausschusses.
21.11.1962 Einer der Achtungserfolge: In Berlin wird Vizeweltmeister CSSR im Europapokal der Nationalmannschaften (Vorläufer der Europameisterschaft) 2:1 geschlagen, im Rückspiel gibt es ein 1:1.
1963 „Die neue Fußballwoche“ (FuWo) ermittelt zum erstenmal den Fußballer des Jahres. Erster Gewinner des „Silbernen Fußballschuhs“ wird Manfred Kaiser (SC Wismut Karl-Marx-Stadt).
April 1964 Die BSG Chemie Leipzig, ein zusammengewürfelter „Rest“ aus SC Rotation und SC Lok Leipzig, wird gegen alle „Planung“ der DTSB-Sportzentrale DDR-Meister.
Oktober 1964
Die erste von vier Olympia-Medaillen für den DDR-Fußball: In Tokio gibt es Bronze (später dann nochmals Bronze 1972, Gold 1976 und Silber 1980).
22.12.1965 Die Fußball-Sektionen werden aus den Sportclubs ausgesondert und spezielle Fußballclubs (FC) gebildet. Den Anfang macht der 1. FC Magdeburg, 1966 folgen Rostock, Berlin, Halle, Erfurt, Leipzig, Jena und Karl-Marx-Stadt.
26. 5.1970 Die DDR-Auswahl gewinnt zum zweiten Mal nach 1965 das UEFA-Turnier der Junioren.
25.11.1970 Erster Auftritt einer DDR-Auswahl im Londoner Wembley-Stadion. Vor 100.000 Zuschauern siegt der Gastgeber mit 3:1.
8.5.1974 Endspielsieg des 1. FC Magdeburg im Europapokal der Pokalsieger in Rotterdam gegen den AC Mailand (2:0) – der größte DDR-Erfolg im Klubfußball. Danach noch Vorstöße ins Finale dieses Wettbewerbs durch den FC Carl Zeiss Jena (1981) und den 1. FC Lok Leipzig (1987).
13.6. – 7.7.1974 Weltmeisterschafts-Endrunde in der BRD. Bei ihrer einzigen Endrunden Teilnahme belegt die DDR-Auswahl – nachdem sie in der ersten Finalrunde den späteren Weltmeister BRD mit 1:0 besiegt hatte – Rang sechs.
14.6.1975 Das wohl dramatischste Pokal-Endspiel in Berlin: Zwischen Sachsenring Zwickau und Dynamo Dresden heißt es nach 120 Minuten 2:2, im Elfmeterschießen setzt sich Zwickau 4:3 durch, wobei Auswahl-Torwart Croy den letzten Elfmeter für Zwickau verwandelt.
20.3.1979 Auswahlspieler Lutz Eigendorf verlässt den Berliner FC Dynamo in Kaiserslautern und „flüchtet“ in den Westen.
4.6.1983 Der 1. FC Magdeburg gewinnt zum siebenten Male das Pokalfinale 4:0 gegen den FC Karl-Marx-Stadt). Endspielteilnahme hieß für Magdeburg stets Endspielsieg.
2.11.1983 Vor dem Europacup-Spiel das BFC Dynamo gegen Partizan Belgrad „flüchten“ Falko Götz und Dirk Schlegel in die bundesdeutsche Botschaft in Belgrad.
12. 9.1984 Wieder in London (0:1) – für Joachim Streich ein bedeutungsvolles Spiel. Er erreicht die „100“. Insgesamt kam er auf 102 Berufungen. Der Dresdner Hans-Jürgen Dörner kam auch auf 100 Länderspiele.
15.10.1986 Größter Erfolg des DDR-Nachwuchses mit dem 3:1-Finalsieg gegen Italien in der „18“-Europameisterschaft. Stützen beim Sieger: Rico Steinmann und Matthias Sammer.
28.5.1988 Bestechungsversuch in der Oberliga: Wismut Aues Fußball-Chef Werner Lo­renz will von den Magdeburgern für eine fünfstellige Summe die für den Klassenerhalt nötigen Punkte kaufen. Erst knapp zwei Jahre später – nach der politischen Wende – kommt alles ans Tageslicht. Lorenz wird gerichtlich belangt.
30.11.1988 Ein 1:3 in der WM-Qualifikation in Istanbul gegen die Türkei versetzt die DDR-Sportleitung in Panik: Ablösung des Trainergespanns Stange/lrmscher: an ihre Stelle kommt das Triumvirat Zapf/Werner/Engel. Es folgen Unlust, Frust und Pleiten gegen die Türkei (0:2) und UdSSR (0:3).
5.8.1989 Den nur einmal ausgespielten Supercup des „Deutschen Sportechos“ gewinnt in Cottbus Pokalsieger BFC Dyna­mo mit 4:1 gegen Meister Dynamo Dresden.
12.12.1989 Der erste Ost-West­-Spielertransfer ist perfekt: Andreas Thom wechselt zum 1.1.1990 vom BFC Dynamo zu Bayer 04 Leverkusen. Die Ablösesumme beträgt 3,6 Millionen Mark.
9.5.1990 Ihr einziges Länder­spiel verlieren die DDR-Damen in Potsdam-Babelsberg gegen die CSFR 0:3.
31.3.1990 Der VIII. Verbandstag des DFV in Strausberg, der erste unter demokratischen Bedingungen, wählt Dr. Hans-Georg Moldenhauer zum Präsidenten. Er soll das DFV-Schiff in den „Vereinigungshafen“ mit dem DFB steuern.
19. 7.1990 Die Präsidien des DFB und des DFV verabschieden in Frankfurt/Main die sport­lichen Modalitäten der deutschen Fußball-Vereinigung. Moldenhauer: „Ein historischer Tag.“
3.11.1990 Der dunkelste Tag in der Fußball-Geschichte der ehemaligen DDR und trauriger Höhepunkt der Eskalation von Gewalt und Randale im Schatten des Fußballs: In einer Auseinandersetzung zwischen Berliner und Leipziger „Hooligans“ sowie der überforderten Polizei wird der 18-Jährige Berliner Mike Polley am Rande des Oberligaspiels FC Sachsen Leipzig – FC Berlin durch eine Polizeikugel getötet. Anschließend verwüsten die Randalierer Teile der Leipziger Innenstadt.
13.11.1990 Absage der Fußball­-Gala in Leipzig zwischen Weltmeister Deutschland und einer Auswahl der ehemaligen DDR zur Vereinigung am 21. November durch das
DFV-Präsidium aufgrund einer entsprechenden Empfehlung des sächsischen Innenministers wegen schwerwiegender Sicherheitsbedenken.
20.11.1990 In Leipzig löst sich der DFV der DDR auf, anschließend wird der Regionalverband Nordost (NOFV) gegründet.
21.11.1990 Der Regionalverband Nordost tritt auf dem Außerordentlichen Bundestag in Leipzig dem DFB bei.
25.5.1991 Letzter Spieltag in der ostdeutschen Oberliga.
2.6.1991 Im letzten ostdeutschen Pokalfinale stehen sich der FC Hansa Rostock und der Eisenhüttenstädter FC Stahl gegenüber. Die Rostocker gewinnen vor 4.800 Zuschauern im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark mit 1:0 durch einen Treffer von Jens Wahl (43.).