DDR-Schiedsrichter Siegfried Kirschen mit 80 Jahren gestorben

Der langjährige DDR-Oberliga-Schiedsrichter Siegfried Kirschen ist im Alter von 80 Jahren nach langer Krankheit gestorben. Das teilte der Fußballkreis Ostbrandenburg am Samstag mit. „Sein unermüdlicher Einsatz für den Fußball und insbesondere das Schiedsrichterwesen werden unvergessen bleiben“, würdigte der Fußballkreis seinen früheren Präsidenten (1990 bis 2018).

„Wir erinnern uns an eine starke Persönlichkeit und einen warmherzigen, guten Typen. Wir werden ihn sehr vermissen“, sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf: „Siegfried Kirschen hat sich große Verdienste um den Fußball in Deutschland erworben.“

Kirschen war als Schiedsrichter bei den Weltmeisterschaften 1986 in Mexiko und 1990 in Italien im Einsatz. 1988 pfiff er bei der Europameisterschaft in Deutschland. Zudem leitete Kirschen 43 Europapokal-Partien, darunter das UEFA-Cup-Finale 1987 zwischen IFK Göteborg und Dundee United.

Nach seiner aktiven Karriere war Kirschen auch Mitglied des DFB-Vorstandes, Mitglied im DFB-Liga-Ausschuss, dem DFB-Kontrollausschuss und im DFB-Schiedsrichter-Lehrstab. 2019 wurde Kirschen als DFB-Ehrenmitglied ausgezeichnet.

Material von SID

Wismut Aue: „Nachholspiel“ gegen Glenavon

Europa im Jahre 1960, der Eiserne Vorhang ist undurchdringlich – auch für die Fußballer des SC Wismut. Die britische Botschaft in Westberlin verweigert dem Team aus Aue die Aushändigung der Einreisevisa, und so muss das Europapokalduell im Landesmeister-Cup mit dem nordirischen Vertreter Glenavon FC ausfallen. Jetzt soll die Begegnung nachgeholt werden, mit fast 64-jähriger Verspätung.

Am ersten Juli-Wochenende empfängt der Drittligist Erzgebirge Aue den Klub aus der NIFL Premiership. „Es ist uns eine Ehre“, sagte Sportgeschäftsführer Matthias Heidrich über das „Fußballfest der besonderen Art“. 2025 sei das Rückspiel in Nordirland geplant. Aue verspricht eine „wundervolle Veranstaltung mit Nostalgie-Garantie“.

Die beiden Klubs sollten eigentlich schon am 21. September 1960 in Belfast aufeinander treffen. Der SC Wismut war gerade zum dritten Mal DDR-Meister geworden, und auch Glenavon hatte sich mit seinem dritten Titel wieder für den Vorläufer der Champions League qualifiziert. Doch trotz der Proteste von UEFA und Sportverbänden blieb die Entscheidung der Behörden im Kalten Krieg unangetastet, Wismut kam kampflos weiter.

Über die Neuansetzung freue sich der Glenavon FC sehr, sagte Präsident Adrian Teer. „Für unseren Klub ist die Besinnung auf die erfolgreiche Historie von unschätzbarem Wert, ähnliches spürten wir vom ersten Kontakt an auch bei unseren Freunden in Aue.“

Denen brachte das „Freilos“ damals übrigens kein Glück. In der nächsten Runde, dem Achtelfinale, bekam man es mit Rapid Wien zu tun. Nach dem 1:3 in Österreich wurde das Heimspiel zwar 2:0 gewonnen, im damals noch notwendigen Entscheidungsspiel aber hieß es 0:1.

Material von SID

Frauenfußball in der DDR: Eine kurze Geschichte

Frauenfußball stand lange Zeit im Schatten des männerdominierenden Sports. Doch die erfolgreiche Bilanz der Sportlerinnen rückte das Thema in den Fokus des Mainstreams und ist aus der aktuellen Berichterstattung kaum noch wegzudenken. In der DDR war an solch eine Entwicklung im Frauenfußball kaum zu denken.

König Fußball dominiert den Sport! Allerdings gibt die Titelbezeichnung als männlicher Herrscher schon klar vor, dass Frauen von Natur aus ausgegrenzt werden. Frauenfußball wird von Hardcore-Fans noch immer belächelt, obwohl sich die deutsche Nationalmannschaft der Damen keineswegs hinter ihren Kollegen Neuer, Müller und Co. verstecken muss. Zwar hat es in diesem Jahr bei der diesjährigen Fußball-WM in Down Under nicht geklappt, doch auch die Männer kassierten in Katar 2022 eine herbe Niederlage.

Auch wenn es gern verschwiegen wird: Der Favoritenstatus der Herren sinkt langsam im internationalen Vergleich. Beim Blick auf die Sportwetten für die WM 2026 sieht es derzeit düster aus. Mit einer Quote von 11,00 (Stand: 8.9.) rangiert die Nationalmannschaft noch in den Top 10, aber von der Pole-Position ist die ehemalige Wundermannschaft weit entfernt. Das Sommermärchen? Nur noch eine verblassende Erinnerung. Den Sportwetten Bonus heben sich Fans dagegen für Frankreich oder Brasilien auf, die an der Spitze stehen und aussichtsreiche Siegchancen mitbringen. Zugegeben: Es ist zweifellos Klagen auf hohem Niveau, wenn der Blick vergleichsweise auf die Fußballhistorie der Damen fällt. Eine ungewöhnliche Episode aus dem Frauenfußball in der DDR unterstreicht den harten Kampf ins Rampenlicht.

Erstes und letztes Spiel

Männerfußball ist Leistungssport! Mit dieser klaren Ansage degradierte das SED-Politbüro zu Zeiten eines geteilten Deutschlands den Frauenfußball. Für die Funktionäre war es vertretbar, wenn Damen schwimmen oder turnen, aber in der (angeblich) sportlichen Königsdisziplin hatte das weibliche Geschlecht nichts verloren. Wer sich dennoch bemühte, das Thema auf den Tisch zu bringen, wurde vom Sportausschuss der DDR mit Ignoranz gestraft. Es dauerte bis zum Sommer 1989, als die Entscheidung getroffen wurde, der Frauenmannschaft doch eine Chance zu geben.

Ein kurioser Zeitpunkt: Zu dieser Zeit geht es mit der DDR bereits wirtschaftlich bergab. Von den einstigen Versprechen einer blühenden Industrie ist nichts zu sehen und die Berichterstattung über zunehmende Demonstrationen bestimmen die Nachrichten. Inmitten dieser Unruhen sprechen sich die Funktionäre für die Gründung einer weiblichen Nationalmannschaft aus. Trotz des Mauerfalls im Herbst 1989 halten die Verantwortlichen an ihrem Glauben an eine Zukunft der DDR fest und lassen das Team am 9. Mai 1990 ein Länderspiel gegen die erfahrenen Kickerinnen der ČSFR spielen. Sie verlieren. Es sollte das erste und letzte Match der ostdeutschen Frauen sein.

Alles vergebens: Ein Spiel für das Image

Zweifellos lassen sich die Geschehnisse im Nachgang als kuriose Episode bewerten. Zum damaligen Zeitpunkt versuchten die amtsinhabenden Politiker und Funktionäre mit aller Macht, das Bild eines funktionierenden Staats aufrechtzuerhalten. Dass dieser Glaube eine gelebte Illusion war, hätte schon damals erkannt werden können. Doch der einschüchternde Druck der Regierung war für DDR-Bürger einfach zu groß.

Umso erfreulicher ist es, dass der Frauenfußball aus der Nische in den Mainstream getreten ist und heute zahlreiche Anhänger unter allen Geschlechtern findet. Vorurteile halten sich hartnäckig, doch darf diesen keine Beachtung geschenkt werden. Tatsache ist: Sport ist universell und geschlechtsneutral. Was zählt, sind Leistung, Teamgeist und die Möglichkeit, Fans zu begeistern!